Altersvorsorge
18. Februar 2016 // Knut Löffler

Warum Niedrigzinsen Rente und Wohlstand bedrohen, von jedem?

Die Sparer sind genervt. Die Zinsen liegen am Boden. Es gibt keine seriösen Angebote mehr, die Zinsen über der Inflationsrate bieten. Der Negativzins droht inzwischen auch Normalsparern. Per Saldo verliert bereits jetzt jeder deutsche Sparer Geld. Und das bereits seit Jahren. Das ist bekannt und mehr als ärgerlich. Aber was bringt die Zukunft und welche Auswirkungen hat das auf das eigene Vermögen und den geplanten Ruhestand?

Zinsen bleiben langfristig niedrig

Diese Woche telefonierte ich mit einem der größten deutschen Lebensversicherer. Hier erfuhr ich Erstaunliches. Lebensversicherer und auch Banken gehen inzwischen davon aus, dass die Niedrigzinsphase durchaus 10 Jahre oder auch noch länger anhalten könnte. In der Branche richtet man sich inzwischen auch ganz konkret darauf ein. Das hat weitreichende Konsequenzen für die angebotenen Produkte und die Unternehmen selbst.
Jetzt ist es müßig, darüber zu sinnieren, ob die Branche im Details und wie Recht haben wird oder auch nicht. Im Ergebnis wird uns das Zinstal jedenfalls wohl noch sehr lange erhalten bleiben. Inzwischen haben auch bereits 7 Lebensversicherer ihr Neugeschäft eingestellt.

Festzustellen ist: jeder, der langfristig spart und für das Alter vorsorgt oder dies plant, muss sich mit den Veränderungen auseinandersetzen und die richtigen Schlussfolgerungen ziehen.

Die Altersversorgung ist gefährdet

Der dauerhafte Niedrigzins gefährdet die private Altersversorgung von Millionen Selbständigen, Ärzten, Zahnärzten, Rechtsanwälten und Angestellten. Aber auch die der Rentner, die bereits jetzt eine Rente erhalten, sind betroffen.

Warum?

Ein Großteil der Gelder für die private Altersvorsorge fließt in so genannte Zinsprodukte und wird dort für einen Rentenaufbau oder die Rentenauszahlung angelegt. Bei Zinsprodukten kann ein Wertzuwachs ausschließlich oder nahezu ausschließlich über den Zins und den Zinseszins erfolgen. Der Zins- und Zinseszinsanteil war in der Vergangenheit der „größte Posten“ im Ansparprozess und in der Rentenauszahlphase. Sinkt der Zins nun dauerhaft, kommt das ganze Konstrukt ins Wanken, weil die Kalkulationsgrundlage sich geändert hat. Mit weitreichenden Folgen für die Rente, von nahezu JEDEM.

1. Niedrigzins führt zum Verlust der Kaufkraft

Wenn der Zins weiter so niedrig ist, dass nach Steuern nicht einmal mehr die Inflation ausgeglichen werden kann, verliert das Geld real an Wert. Die Kaufkraft des Geldes wird ausgehöhlt.

2. Niedrigzins führt zum Wegfall des Zinseszinseffektes

Der Zinseszins führt in „normalen“ Zeiten dazu, dass der Zins wieder angelegt wird und bei längeren Sparzeiträumen auch mit relativ kleinen Sparraten größere Summen angespart werden können. Dieser Effekt fällt weg.

3. Berechnungsbeispiel und konkrete Auswirkungen für die Altersversorgung

Versicherungsmakler, Vertreter und Banken konnten in der Vergangenheit bei ihren Zinsprodukten den Zinseszins einrechnen. Jede Verkaufs- und Hochrechnung unterstellte daher exemplarisch für die Zukunft z.B. Zinssätze von 3, 5 oder auch 6 % p.a. Die daraus resultierenden Zinserträge wurden jeweils wieder angelegt und führten zu hohen Auszahlungen am Ende der Sparzeit.

Altersvorsorgesparer konnten deshalb, bereits mit einem überschaubaren Sparbeitrag für ihr Alter vorsorgen. Diese Zeiten sind leider vorbei.

Berechnungsbeispiel – wie aus geplanten 3.000 EUR nur noch 1.000 EUR Rente werden

Ein vereinfachtes Beispiel soll das zeigen. Herr Raimund Schmidt ist jetzt 40 Jahre alt. Vor 10 Jahren hat er sich mit einer Medienagentur selbständig gemacht und hat hier ein durchschnittliches Einkommen von ca. 4.000 EUR pro Monat zur Verfügung. Mit 65 will er so viel Geld angespart haben, dass er in etwa seinen aktuellen Lebensstandard halten kann und dafür nicht mehr arbeiten muss. 3.000 EUR im Monat möchte er dann konkret zur Verfügung haben.

Genau vor 10 Jahren hatte er seinen Versicherungsmakler beauftragt, ihm auszurechnen, wie viel er sparen müsste. Damals unterstellte der Makler 5 % Sparzins über die gesamte Anspar- und Rentendauer und empfahl eine Kapitallebensversicherung bei einem soliden Unternehmen. Es wurde die statistische Lebenserwartung der Versicherer von ca. 90 unterstellt. Die Sparrate dafür sollte 468 EUR betragen. Das Ergebnis war für Herrn Schmidt akzeptabel und er schloss den Vertrag ab.

Zwischenzeitlich kommen ihm an Hand der jährlich zugeschickten Wertmitteilung seines Vertrages und der Medienberichterstattung allerdings starke Zweifel, ob er sein Ziel erreichen wird. Die Zinserträge und Überschüsse sind jedes Jahr dermaßen gesunken, sodass er vermutet, dass auch die Leistungen seiner Versicherung massiv negativ beeinflusst werden. Nach einigen eigenen Recherchen muss Herr Schmidt annehmen, dass er nach Vertrags- und Versicherungskosten nun mit nicht mehr als 2,5 % Gesamtzins zu rechnen hat. Was, unter uns gesagt, auch bereits bei dem aktuellen Zinsumfeld recht optimistisch zu sein scheint.

Jedenfalls lässt er sich nun, von einem qualifizierten Altersvorsorgeberater die Konsequenzen für seine Rentenversorgung ausrechnen. Das Ergebnis ist niederschmetternd: Bei gleicher Sparrate wird sich seine prognistizierte Rente aufgrund des Niedrigzinses mehr als halbieren. Es werden ca. 1.400 EUR heraus kommen. Aber auch das ist noch nicht die gesamte Wahrheit.

Fataler Fehler – Inflation vergessen

Nun, für den geänderten Zins konnte der Versicherungsmakler nichts. Aber die ursprüngliche Berechnung hatte einen fatalen Denk- und Rechenfehler! Es wurde hier keinerlei Inflation berücksichtigt. Denn Herr Schmidt will sich mit 65 eine Leben leisten können, das einer heutigen Kaufkraft von 3.000 EUR pro Monat entspricht. Unterstellt man bis zum geplanten Rentenbeginn lediglich eine Inflationsrate von 1,3 % p.a., dann entspricht die Monatszahlung von 1.400 EUR nur noch ca. 1.000 EUR an tatsächlich zur Verfügung stehender Kaufkraft. Herr Schmidt ist schockiert.
(Die steuerliche Betrachtung wurde komplett vernachlässigt.)

Wer ist unmittelbar betroffen?

Alle Sparer in Zinsprodukten, die den großteils der Sparerträge aus Zinsen erzielen müssen, sind betroffen.

Klassische Sparverträge

– Banksparpläne, Tagesgeld und Sparbuch
– private Rentenversicherungen
– private Lebensversicherungen
– Rürup- und Riesterversicherungen
– betriebliche Altersvorsorge
– Bausparer

Versorgungswerke

– Ärzte
– Zahnärzte
– Architekten
– Rechtsanwälte
– Wirtschaftsprüfer

Fazit und was ist jetzt zu tun?

Aufgrund der bereits lang anhaltenden Niedrigzinsphase werden ein Großteil der bestehenden und neu gebildeten Altersvorsorgepläne nicht aufgehen. Diese müssen neu überdacht und nachjustiert werden. JEDER ist betroffen, wenn er bei seiner Altersvorsorge entweder direkt oder indirekt in Zinsprodukte spart.

Deshalb muss im ersten Schritt im Rahmen eines „Altersvorsorgecheck“ der eigene Status quo festgestellt werden. Dabei kommen alle Sparverträge auf den Prüfstand.

1. Wie bin ich betroffen? Spare ich überhaupt direkt oder indirekt in Zinsprodukte?
2. Welche Auswirkungen hat das für mich konkret und meine Vorsorgeplanung?

Hilfe leisten hier qualifizierte Ruhestandsplaner. Sie bieten unabhängigen Rat und verfügen über das entsprechende Wissen und die mathematischen Tools. In einem Vorsorge- und Rentengutachten oder einem Altersvorsorgecheck wird der aktuelle Status Quo feststellt. Im zweiten Schritt werden praktische Lösungen entwickelt, um aus der Zinsfalle zu entkommen.

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