Altersvorsorge
23. Februar 2015 // Knut Löffler

Ein sorgenfreier Ruhestand? Niedrigzins ist das größte Risiko für Anleger, dass das Geld später nicht reichen wird

Für einen komfortablen Ruhestand und ein dann ausreichendes Vermögen arbeiten viele Menschen 40 Jahre oder auch länger. Immer häufiger zeigt sich dann die schmerzhafte Erfahrung, dass die angesparten Mittel dafür nicht ausreichend sind. Um dieses Risiko zu reduzieren, ist die systematische Beantwortung nachfolgender Kernfragen äußerst wichtig:

  • Wie hoch ist mein monatlicher Geldbedarf jetzt und später?
  • Wie gefährdet der Niedrigzins Kapitalaufbau und Kapitalerhalt?
  • Welchen Einfluss haben Steuern, Entnahmen, Inflation und Krankenversicherungsbeiträge auf das Ruhestandsvermögen?
  • Welche Strategie kann  den sorgenfreien Ruhestand sichern?

Der Praxisfall

Herr Mayer, selbständiger Arzt, ist 53 Jahre alt und hat bereits 550.000 EUR auf der hohen Kante. Er ist konservativ und hat die Gelder großteils in Tagesgeld, Bundesschatzbriefen und Rentenfonds angelegt. Sein eigen genutztes Haus ist in 3 Jahren abbezahlt. Mit 65 möchte er in Rente gehen. Große Abstriche will er an den Lebensstil nicht machen, ganz im Gegenteil, man hat ja nun endlich Zeit. Er ist verheiratet und seine Frau erhält eine Minirente. Reisen, umfangreiche Hobbies, Beschäftigung mit Kindern und Enkelkindern, viele Pläne sind schon gemacht. Die Rente aus dem Versorgungswerk ist für Krankenversicherungsbeiträge, Erhaltungsaufwand und Nebenkosten für das eigen genutzte Haus allerdings bereits verplant. Der sonst zu finanzierende gewünschte Lebensbedarf wurde mit etwa 9.000 EUR im Monat angegeben.

Sein Versicherungsmakler hatte ihm vor 13 Jahren ausgerechnet, dass er dafür im Monat zusätzlich 1000,- EUR in eine Lebensversicherung einzahlen könnte und bei einem damals angenommenen Zins von 5 % p.a. mit den Überschüssen zu seinem 65sten Lebensjahr eine Summe von ca. 585.000 EUR heraus bekommt. Für die Rentenplanung hatte er den damals schon zu großen Teilen vorhandenen größeren Anlagebetrag mit 4 % p.a. Zins hoch gerechnet. Dadurch sollte sich dieser auf 987.720 EUR vermehrt haben. In Summe könnten also 1.572.720 EUR zur Verfügung stehen. Davon sollten er und seine Frau mittels Auszahlplan schön leben können, so die gute Idee.

In Zahlen ausgedrückt war im Auszahlplan aus der Summe von 1.572.720 und unterstellten 5 % p.a. Zins für 25 Jahre eine monatliche Rente i.H.v. 9.090 EUR zu erreichen.

Klingt gut, oder?

1. Niedrigzins halbiert die Rente

Ein qualifizierter Altersruhestandsberater rechnete ihm nun aktuell aus, was der Niedrigzins mit seinen Plänen machte. Bei der Lebensversicherung wurden inzwischen nach Kosten auf die Gesamtlaufzeit nur noch 2,5 % p.a. Rendite prognostiziert. Und für die Anlagesumme bekam er im Tagesgeldbereich und bei den Bundesschatzbriefen im Schnitt auch nur noch schlappe 0,3 % pro Jahr. Hochgerechnet würden so bei der Lebensversicherung 414.589 EUR heraus kommen und bei der Anlagesumme 570.129 EUR. In Summe also 984.718 EUR. Diese Betrag konnte er in der Entnahmephase nun auch nicht mehr mit 5 % Jahreszins hochrechnen, sondern bei großem Optimismus nur noch mit 2 % p.a.
Wie sah nun jetzt seine monatliche Bilanz für die nächsten 25 Jahre aus? Achtung festhalten: es sind lediglich 4.165 EUR im Monat. Das sind weniger als 50 % der ursprünglich einkalkulierten Rente!

Leider ist das noch nicht das Ende der Fahnestange und nicht die tatsächliche Rente über die er und seine Frau verfügen können. Zu zahlende Steuern und Inflation schmälern die verfügbare Rente zusätzlich enorm.

2. Steuern

Inzwischen wurde die Abgeltungssteuer auf Zinserträge von 25 % und 5,5 % Solidaritätszuschlag eingeführt.
Berücksichtigt man diese Steuern zumindest für die Zeit der Auszahlung, dann reduziert sich der monatlich verfügbare Betrag auf 3.933 EUR.

3. Inflation

Berücksichtigt man eine selbst geringe Inflation von nur 1,5 % pro Jahr, dann sinkt die tatsächliche Kaufkraft auf effektive 3.289 EUR.
Da die Inflation im Rentenbezug nicht „stehen“ bleibt, wirkt dieser weiter. Nach weiteren 10 Jahren sinkt die Kaufkraft auf effektiv 2.834 EUR.

Fazit:

Für einen Anleger gehört also das Risiko, dass sein Geld für den sorgenfreien Ruhestand nicht ausreicht, zu den größten überhaupt. Im dargestellten Beispiel muss mit einem Drittel der ursprünglich erwarteten Rente ausgekommen werden. Wer möchte das wirklich? Deshalb ist die eigene Strategie der Geldanlage kritisch zu prüfen und ggf. anzupassen. Dabei hilft als erster Schritt eine Analyse der eigenen Rentensituation durch einen qualifizierten und vor allem unabhängigen Experten.

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